Von Eulen, Katzen und einem Jade-Medizinmann
Im August gab es im Deutschen Edelsteinmuseum ein entzückendes „Objekt des Monats“ zu sehen – das „Parlament der Eulen“ von Christopher Dobranski. Ich hatte das Vergnügen, den Künstler kennenzulernen, seine Geschichte(n) zu hören und seine erstaunlichen Arbeiten zu sehen. Und ich muss sagen… ich bin schon wieder ein bißchen verliebt… nach Old Shatterhand in Mörschied 😉 sind es jetzt Eulen, ein Eisbär, ein Falke und Spartacus. Ich nehme Dich mal mit in die wunderbare, bißchen verrückte (Tier)Welt des Chris Dobranski und seiner absoluten Leidenschaft, dem Gravieren:
Chris kommt aus Kanada, genauer gesagt von Vancouver Island und hat dort durch einen Kontakt und das Zusammensein mit den Indigenen Kanadas begonnen, kunstvolle Holzschnitzarbeiten herzustellen – so richtig mit der Motorsäge und so. Hier, sagt er, begann sich wohl schon so ganz im Stillen und unbewusst das Talent für das Gravieren zu rühren. Er hat dann nämlich in dieser Zeit mal so ganz nebenbei das World Jade Symposium gewonnen, an dem bedeutende und bekannte Graveure des Landes teilnahmen… mit einem tanzenden Medizinmann aus Jade. Jeder bekam ein Stück unbearbeiteten Jadestein und gravierte diesen. Chris hatte keine Ahnung vom Material Jade und den Techniken, gravierte drauf los und seine Arbeit überzeugte die Jury. So war der Grund“stein“ für seine Leidenschaft und folgenden Werdegang gelegt.
Es kam nämlich nach diesem Ereignis zu diversen Kontakten zu bekannten Edelsteingraveuren in und um Idar-Oberstein – die Stadt war Chris übrigens komplett unbekannt – und er begab sich auf seinen Weg, mit Graveurmeistern wie Alfred Zimmermann, der sein wichtigster Lehrmeister und Mentor ist.
Tiere und speziell Tiere in Bewegung faszinieren Chris am meisten. Er liebt es, sie zu studieren, jede Einzelheit aufzunehmen und in seinen Arbeiten dem an sich starren Stein Leben, Anmut, Bewegung, eine Persönlichkeit zu verleihen. Alle seine Stücke haben ihre eigene Persönlichkeit, strahlen eine faszinierende Lebendigkeit aus, sind - für mein laienhaftes Auge, aber auch für eine Vielzahl absoluter Kenner und Koryphäen – perfekt gearbeitet und einfach wunderschön. Liebevoll und detailliert gestaltete Einzelheiten, wundervolle Steine, die perfekt mit dem Tier, das aus ihnen entsteht, harmonieren und die Tatsache, dass jedes Tier für Chris seine Geschichte, seine Eigenheiten und Besonderheiten hat, die es ausmachen, lässt die Kunstwerke zu etwas ganz Besonderem werden.
Etwas ganz besonders Besonderes sind die Augen, die Chris in einer speziellen Technik herstellt. Sie sind nicht einfach starr und leblos, sondern schauen mich an, scheinen mir zu folgen und geben der Figur ein unverwechselbares Gesicht.
Schaut man sich allein das „Parlament der Eulen“ an, erlebt und spürt man die Vielschichtigkeit und Lebendigkeit. Wenn Chris vor der Vitrine im Deutschen Edelsteinmuseum steht und von seinen Eulen erzählt, wie sie über mehrere Jahre entstanden sind, was sie für ihn darstellen und warum sie so geworden sind wie sie sind, strahlt und sprudelt er. Da ist der „Kleine Professor“, mit dem alles begann, der „Kommandant“, der ganz ungewöhnlich in einer marschierenden Bewegung ist und eine Spur von feinem Gold auf seinem Sockel hinterlässt, die „Beobachterin“, die einzige „Frau“ in der Gruppe, die alles im Blick und im Griff hat, der „Philosoph“, der mit seinem leicht geneigten Köpfchen ganz in seiner Gedankenwelt versunken ist. Und dann ist da der „Artist“ – „Das bin ich“ sagt Chris, weil es ein verrückter Vogel ist, der immer alles aus seinem ganz eigenen Blickwinkel betrachtet - “und ich bin auch ein bißchen verruckt”. Die Steine, die er verwendet, sind nicht einfach Bergkristall, Rauchquarz und Citrin, auch sie haben alle eine Geschichte.
Ach ja, übrigens – das „Parlament“ ist ein Familienverbund von Eulen, die zusammenleben, hat also nichts mit einer Regierung zu tun 😉
In Chris‘ Werkstatt und in den Vitrinen dort begegnen mir dann noch weitere wundervolle Objekte… nein, es sind keine Objekte, es sind Wesen, Wesen aus Stein, aber mit Seele. Egal, ob sein neustes Werk, der kleine Pinguin mit seinem klitzekleinen Baby-Pinguin, der unter dem Federkleid hervorlugt oder Chris‘ geliebter Kater Spartacus mit den strahlendblauen Turnalin-Augen, ob mein Favorit, der Eisbär auf seinem kristallklar geschliffenen Eisblock aus Bergkristall, auf dem Kratzspuren seiner Krallen zu sehen sind, den detailreich gearbeiteten Unterseiten seiner Tatzen und einem Blick aus seinen Saphiraugen, der mich absolut fasziniert oder der majestätische Falke aus Citrin, es sind einfach Kunstwerke, die einen Zauber haben, der dich fängt und nicht mehr los lässt.
Wenn Du die Möglichkeit hast, schau Dir Chris‘ Kunst und all die anderen faszinierenden Kunstwerke aus Edelstein auf jeden Fall an und lass Dich verzaubern! Leider sind die Eulen jetzt nicht mehr im Deutschen Edelsteinmuseum ausgestellt und wandern wahrscheinlich demnächst weiter nach USA, aber ab demnächst ist geplant, den wundervollen Spartacus dort auszustellen. Geh mal hin – es lohnt sich!
Und ich bin sehr gespannt, was als nächstes in Chris’ Werkstatt entsteht!
Fotos: ©Susanne Zander